Freitag, 14. Dezember 2007

Lappland, Part II

Freitag, 30. November 2007

Morgens in der Früh geht es los: Ich quäle mich aus dem Bett, in einen Berg von Klamotten hinein, es ist erstaunlich, wie viel Kleidung ein Mensch tragen kann: 3 Paar Socken (natürlich zuoberst die selbstgestrickten Kniestrümpfe von der Oma!!), über der Unterwäsche nochmal Skiunterwäsche, dann ein T-Shirt, ein Pullover und Jeans, Skihose, Jacke, 3 Schals, eine Mütze und dann die Kapuze der Jacke, Handschuhe und die dicksten Schuhe des Universums.
So ausgerüstet roll' ich mich also zusammen mit Stine und Doreen ins Taxi. Tanja und Megan sollen das nächste nehmen, warum auch immer, sagt der Fahrer. Wir fahren also los, aus Kiruna hinaus, in den Wald, vor uns nur Schnee, auch auf der Straße. Wir fahren und fahren und fahren. Nach gefühlten 2 Stunden (es waren eigentlich nur 25 min) kommen wir an einer Lichtung an, auf der ein Zelt und ein wohnwagenähnliches Ding steht. Ahja. Sonst nichts. Außer uns und dem Taxifahrer auch kein Mensch. Na prima. Fünf Minuten später kommen Tanja, Doreen und Yidan (ab diesem Zeitpunkt unsere neue chinesische Freundin) an und weitere fünf Minuten später ein großes, großes Auto und heraus springen 12 Leute. Juhu. Menschen. Unter anderem auch Hendrik, unser Gruppenleiter.
Hendrik fängt erstmal an, da erkennt man den Geschäftsmann, Geld einzusammeln. Und danach macht er sich an die Arbeit. Er verschwindet in dem Bauwagen, er fährt dreimal wie aus dem Nichts mit Schneemobilen an und ebenfalls wie aus dem Nichts tauchen drei Hundeschlitten auf. Und dann kommt der spannendste Teil: Die Hunde werden aus dem Zwinger gelassen.
Hendrik öffnet jede Tür einzeln und jeder von uns darf einen Husky an seinen Platz führen und festketten. Das gestaltet sich etwas schwierig, denn die Hunde wollen am liebsten losrennen und weil man sich deshalb auf keinen Fall zu ihnen runterbeugen darf (dann sind sie nämlich stärker), zwingt man sie quasi dazu, nur auf ihren Hinterbeinen und etwas röchelnd neben einem her zu laufen. Trotzdem habe auch ich diese Meisterleistung vollbracht, kette "meinen" Hund an und schaue ihn ganz fasziniert an. Doch dann passiert DAS! Und es stinkt. Es stinkt unfassbar! So sehr, dass ich zartbesaitetes Wesen das Weite suchen muss.
Nach einiger Zeit hat der Schnee den Gestank dann endlich gedämpft und Hendrik erklärt uns das weitere Vorgehen. Dabei geizt er nicht mit Übertreibungen und dem Schüren von Angst: "Wenn ihr mit dem Schneemobil bremst, werdet ihr ein Geräusch hören, den 'final knacks'!" Wer weiß, was das ist? Richtig, das Brechen des Genicks. "Wenn ihr den Fuß beim Schlittenfahren raushaltet, werdet ihr mit gebrochenem Bein vom Schlitten fallen und dort liegenbleiben, erstmal! Es dauert eine Stunde, bis ich bei euch sein kann!" Usw. Unfassbar eigentlich, dass ich noch lebe!
Nach diesen Belehrungen also, teilen wir uns selbst in Gruppen auf, ich soll zusammen mit Tanja und Doreen auf einem Schlitten fahren. Also bereiten wir unseren Schlitten vor, Hendrik leint die Hunde an, während ich den ersten festhalten muss. Sobald die Huskys die Schlitten sehen, fangen sie an zu bellen und zu jaulen und zu heulen. Die Geräuschkulisse steht dem Gestank von vorhin in nichts nach. Es ist sooo laut. Und je näher der vermutete Zeitpunkt der Abfahrt kommt, desto lauter werden sie.
Dann kommt dieser Zeitpunkt und: Stille. Unglaubliche Stille. Man hört fast nichts mehr. Nur noch die Fahrt des Schlittens. Die Hunde sind still, die Menschen sind still und sogar die Motorengeräusche der Schneemobile werden vom Schnee verschluckt.
Einfach Stille. Wow.
Wir fahren durch eine gänzlich schwarz-weiße Landschaft. Doreen lenkt den Schlitten und Tanja und ich sitzen einfach da und freuen uns. Es ist ein so wunderschöner Moment.

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Nicht so romantisch und ergreifend ist allerdings, dass Psycho-Dog, der uns schon die ganze Zeit nicht so ganz gesund vorkam, während der Fahrt anfängt, sein großes Geschäft zu verrichten: Die Vorderbeine laufen weiter, während die Hinterbeine gespreizt in der Luft zu schweben scheinen. Wirklich tolle Technik!
Nach einiger Zeit halten wir dann an und tauschen mit denen, die vorher Schneemobil gefahren sind. Das lässt mir die unglaubliche Ehre zukommen, selbst eins zu fahren! Das hat Spaß gemacht! Mein Schneemobil ließ sich zwar schwer lenken und ich musste meinen gesamten Oberkörper dauernd hin und her bewegen, aber Gas geben, haha, das war toll! Übrigens: Wenn man trotz Steigung bremsen und anhalten muss, rollt das Schneemobil nicht zurück! :-)
Wir fahren also weiter, keine Ahnung wie lange. Irgendwann kommen wir an eine breite und vor allem längliche baumlose Ebene. Wir fahren fröhlich durch und wundern uns, wo denn der Wald hin ist, bis uns klar wird: TORNE. Das ist ein Fluss, wir fahren gerade über einen Fluss. Spannend. Und dann sehen wir das Ende der Eisfläche, der Rautas mündet in den Torne und dort konnte sich auf Grund einer sehr starken Strömung noch kein Eis bilden. Hier halten wir an, die Huskys werden abgeleint und gefüttert. Und während wir uns noch fragen, wie wir denn jetzt weiterkommen, ohne Hunde, macht Hendrik das Schlauchboot klar.
Etwas entsetzt und ängstlich steigen also 17 Mann plus Hendrik in dieses Boot ein. Es werden ganze drei Paddel verteilt und ihr könnt euch ja denken, welche starke und kraftvolle Person für diese verantwortungsvolle Aufgabe ausgewählt wurde: Ich. War ja klar. Ich bin aber gar nicht so schlecht und wir erreichen das gegenüberliegende Ufer. Juhu.

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Dort angekommen stolpern wir alle aus dem Boot und machen uns auf den Weg in unser Lager. Das besteht aus zwei Holzhütten und einer lappischen Hütte zum Schlafen, einer Gemeinschaftshütte, zwei Vorratshütten, einer Barbecue-Hütte, einer Sauna, einer Damentoilette und einer Herrentoilette. Herrlich.
Bevor wir aber unsere Hütten beziehen dürfen, müssen wir erstmal Holz hacken. Man will es ja schließlich warm haben. Wir haben zwar dankbarerweise einen anderen Ofen im Zimmer und müssen deshalb nicht stündlich Feuer nachlegen, aber wir müssen deswegen das Holz fürs Barbecue und die Sauna sägen und hacken. Machen wir natürlich. Und sogar ich bekomm den einen oder anderen Scheit gespalten. Beeindruckend, oder?
Dann endlich gibt es in völliger Dunkelheit, gegen zwei Uhr also, Mittagessen: Nudeln, stark gesalzenes Rentier, Preiselbeermarmelade und Butter. Hat geschmeckt, kann man nicht anders sagen. Was natürlich auch nicht fehlen darf: Das Fell eines selbsterlegten Bären über uns!
Danach machen wir uns auf, die Gegend zu erkundigen. Unser Wunsch nach einer Taschenlampe, hallo? es ist dunkel!, werden lachend abgewiesen, brauchen wir nicht. Wir nörgeln natürlich so lange, bis wir doch eine bekommen. Brauchen wir aber nicht. Tatsächlich reflektiert der Schnee soviel Licht, dass eine Lampe total unnötig ist. Wir marschieren also im "Schnee-Dunkel" durch den Wald, freuen uns darüber, dass es schneit, und ärgern uns gleichzeitig, dass es ja dann auch bewölkt ist und wir kein Nordlicht sehen können.

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Gegen elf, zwölf Uhr fallen wir todmüde ins Bett und ich will nur noch schlafen. Leider habe ich meinen Schlafplatz auf einem der oberen Betten. Dort ist es so heiß, dass ich mich nach und nach meiner Kleidung entledigen muss und zum Schluss nur noch in Top und kurzer Hose da liege. Trotzdem kann ich die Hälfte der Nacht vor lauter Hitze nicht schlafen. Naja. Passiert. Dass das aber unbedingt bei Außentemperaturen von -15 Grad geschieht, habe ich nicht erwartet.

Ein toller Tag!

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