Schweden und die Schweden

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Winter

Wie ihr an der Temperaturanzeige unten erkennen könnt: Mittlerweile ist es Winter in Karlstad. Das Thermometer steht momentan bei -12 Grad und obwohl kein Schnee fällt, ist alles weiß. Raureif ist schon eine feine Sache... Der Alstern, ein doch recht großer See, ist seit einigen Tagen komplett zugefroren und der Klärälven (Fluss durch Karlstad) ist auf dem besten Wege dahin. Bald kann man da bestimmt Schlittschuhfahren. :-)

Ich hoffe, dass ordentlich Schnee liegt, wenn ich im Januar wiederkomme.

Hier noch ein kleiner Vergleich: Mein Weg zur Uni im Sommer, und im Winter.

Dienstag, 20. November 2007

Knut - oder: wie die Schweden feiern, Part II

Den folgenden Beitrag will ich schon seit einigen Wochen, wenn nicht sogar schon Monaten, loswerden. Also, auf geht's!

Wir kennen ja alle die IKEA-Werbung, in der das schwedische "Knut" beschrieben wird (übrigens benannt nach dem Feiertag 'St. Knut', immer am 13. Januar). Dieser Brauch existiert tatsächlich. Dass die Schweden diese Tradition aber nur nach Weihnachten pflegen, ist glatt gelogen:

Jede Woche, manchmal auch mehrmals, wenn die Schweden feiern, fliegen hier die Gegenstände nur so aus den Fenstern, vorher wird natürlich nicht geguckt, ob gerade jemand an der geplanten Landestelle steht. Sei es ein Fernseher, eine Mikrowelle oder einfach ein paar Stühle, was soll's. Alternativ können die Möbel auch verbrannt oder eigenhändig zertrümmert werden, der Spaß ist auf jeden Fall immer dabei!
Was daran so unverständlich ist, ist die Herkunft der Dinge: Sie sind ausnahmslos Eigentum der hier lebenden Studenten. Zum Teil werden einfach eigene Sachen zum Zerstören benutzt, teilweise werden aber auch (wichtige) Geräte aus den Gemeinschaftsküchen entwendet. So gibt es hier mehrere Flure, die sich mit neun Personen vier Stühle teilen müssen oder die weder Mikrowelle noch Fernseher besitzen.

Falls euch also die Zerstörungswut packt: Schweden ist das richtige Land für euch!

Ebenfalls unfair: Jeder Austauschstudent hat einen Brief des Vermieters bekommen, mit dem Satz: "We want to stress that this kind of behavior is not acceptable." Die Schweden selber haben einen solchen Brief nie bekommen.

Montag, 19. November 2007

Dunkel

Ich wollte nur grade durchgeben, dass es immer schneller dunkel wird. :-(

Wir haben gerade mal zehn nach vier und es ist einfach stockduster. Wo soll das nur enden??

Ein Restaurantbesuch

Ja, das muss auch mal sein.

Ich war gestern essen, mit dem deutschen Philipp, dem schwedischen Jonas und dem niederländischen Marco. Gab zwar nur Pasta und Pizza, aber dank unserer hartnäckigen Fragen konnten wir folgende (spannende) Fakten über die schwedische "Auswärts-Ess-Kultur" in Erfahrung bringen:
  • Schweden wurde in den letzten Jahren von Fastfood-Restaurants nur so überschwemmt. So hat allein Karlstad (mit etwa 80 000 Einwohnern) vier McDonalds, zwei Burger King, bald einen MAX (schwedischer Burgerladen) und diverse Vertretungen mehrerer kleinerer (schwedischer) Fastfood-Ketten. Jonas befürchtet daher, dass die Schweden ähnlich fett wie die Amerikaner werden. Und sagt, dass die Vorboten schon recht deutlich zu erkennen wären.
  • It's all about Take-Away! Schweden essen äußerst selten auswärts, meistens lassen sie sich etwas nach Hause liefern oder fahren grad bei McDonalds vorbei und nehmen sich was mit.
  • Schweden essen auf keinen Fall an einem Sonntag auswärts. Sonntag ist der Tag der Familie, da wird groß daheim gegessen. Das erklärt auch, warum fast sämtliche Restaurants in Karlstad geschlossen waren (wir haben über zehn Minuten nach 'unserem' gesucht) und die Stadt wie ausgestorben war.
  • In schwedischen Restaurants hängt immer mindestens ein Fernseher. Weil die Menschen ja meistens nur auf ihre Bestellung warten, um dann sofort wieder loszufahren. Wenn man sich aber wirklich mal hinsetzt, wie wir Ausländer das gerne mal machen, ist es äußerst nervig.
  • Es gibt kaum Restaurants mit schwedischem Essen, und wenn, dann auch nur auf dem Land. Normalerweise findet man nur asiatische und italienische Restaurant, Kepab-Läden oder halt Fastfood-Ketten.
  • Das Trinkgeld in Schweden beträgt etwa 10%.
Also, wenn ihr das nächste Mal in Schweden essen geht, wisst ihr Bescheid! :-)

Sonntag, 9. September 2007

Das Wetter in Karlstad

Trier: Man wacht morgens auf, alles wolkenverhangen und es regnet. Man ist sich zu 90% sicher - das bleibt den ganzen Tag so.
Karlstad: Man wacht morgens auf, alles wolkenverhangen und es regnet. Man ist sich zu 90% sicher - das ändert sich noch, mindestens fünfmal.

Es ist hier so, dass man sich nie auf den Wetterbericht und erst gar nicht auf seine wettertechnischen Erfahrungen aus Deutschland verlassen sollte. Regen und Sonnenschein wechseln sich hier in einem dermaßenen Tempo ab, dass man oft nicht hinterher kommt. So bin ich schon bei Sonne zum Einkaufen losgegangen und stand fünf Minuten später im strömenden Regen (die Sonne schien übrigens immer noch), bin schon zwei Stunden spazieren gegangen und hatte danach sämtliche Wettereventualitäten abgedeckt (Sonne, Nieselregen, Sonne, Wolken und starker Wind, Nieselregen, Sonne...), bin morgens aufgewacht und dachte, heute wird das nichts mehr mit dem Wetter, behielt bis 14.00 Uhr Recht und musste mich dann geschlagen geben: Innerhalb von zehn Minuten war keine Wolke mehr am Himmel zu sehen.

Hier stellt man sich nicht nur jeden Morgen die Frage: Wie wird das Wetter und was ziehe ich an? Man stellt sie sich stündlich.

Freitag, 31. August 2007

Schwedische Fachschaften - Die spinnen, die Schweden!

Was ist eine Fachschaft? (Beschreibung der "Fachschaft Politik und Geschichte" der Uni Trier)
Die Fachschaft ist ihrer Funktion nach das Bindeglied zwischen der Studentenschaft und dem Lehrkörper. Das ist vor allem für die Erstsemester von großer Bedeutung. Deshalb arbeitet die Fachschaft während und nach der Orientierungswoche eng mit dem AK ESA (Arbeitskreis Erstsemesterarbeit) zusammen. Die Fachschaft hält in ihren Sprechstunden wertvolle Tips oder, je nach Bedarf, eine Tasse Kaffee für Euch bereit, hilft beim Zurechtfinden in und um die Uni herum.

Was ist eine schwedische Fachschaft? (meine Beschreibung)
Die Fachschaft ist ihrer Funktion nach das Bindeglied zwischen der Studentenschaft und dem Alkohol. Das ist vor allem für Erstsemester von großer Bedeutung. Man erkennt die Fachschaft deshalb besonders in den ersten Wochen an ihrer farbigen Overalls, jede Fachschaft hat einen andersfarbigen Overall: Wirtschaftswissenschaft - pink, Lehramt - rot, Politikwissenschaften und Geschichte - weiß (weitere Farben: grün, blau und lila!). Auf dem einen Bein des Overalls ist in Großbuchstaben der Name des Trägers aufgenäht, das andere Bein wird von Aufnähern unterschiedlicher Größe und Aussehen geschmückt. Einen Aufnäher erhält man, wenn man etwas geleistet hat, sich z.B. richtig betrunken und erbrochen hat. Die Fachschaft hält in ihren allabendlichen Sprechstunden wertvolle Saufspiele oder, je nach Bedarf, auch einfach nur ein Bier bereit und hilft euch, die Trinkfestigkeit der übrigen schwedischen Studenten zu erreichen.

Im Ernst: Ich habe sowas noch nie und nirgends gesehen. Jeden Abend ziehen riesige Gruppen in bunten Overalls an meinem Fenster vorbei, die Neuen müssen seltsame Saufspiele spielen und die gestandenen Fachschaftler stehen gröhlend drum rum und trinken einfach so und dann singen alle zusammen seltsame Lieder. Irgendwann verziehen sie sich dann in eine Wohnheim-Küche und machen da dann weiter. Und das seit Montag jeden Abend, ab etwa sieben Uhr. Es ist wirklich und ohne Witz unfassbar, was da abgeht, das muss man echt gesehen haben. Schweden können trinken, trinken, trinken, gehen am anderen Tag ohne mit der Wimper zu zucken zur Uni und sind abends wieder rackedicht!

Ich kann zwar keinen in einem pinken Overall ernst nehmen, aber so langsam überlege ich mir, mich wirklich mal direkt dabei zu stellen. Ich werde bestimmt nichts trinken, ich hab schon nen Pokal, ich brauch nicht noch nen Aufnäher, aber es ist bestimmt von der Nähe noch lustiger als von weitem.
Außerdem will ich Fotos machen, damit ihr mir auch glaubt!

Und, noch ein Knaller: Die trinken hier Wein aus TetraPak. Den kaufen die in Paletten, so wie Milch, und drauf steht: "Domkellerstolz. Ein Verschnitt aus Weinen aus der Europäischen Union." Hauen die weg wie nix!

Dienstag, 28. August 2007

Die Natur in Schweden

Es ist unfassbar, aber ja, ich widme der schwedischen Natur einen eigenen Beitrag!
Es ist so wunderschön hier, dass man es kaum beschreiben kann: Obwohl es heute wesentlich kälter ist, als in der letzten Woche, scheint die Sonne, ist der Himmel strahlend blau und nur hier und da ist mal ein kleines Wölkchen zu sehen. Ich habe das Gefühl, die Farben hier sind um so vieles intensiver als in Deutschland und die Konturen klarer und feiner. Ich könnte hier stundenlang durch den Wald rennen und schauen. Am Sonntag haben wir einen Ausflug zu einem kleinen See in der Nähe gemacht und ich konnte nicht fassen, wie blau der Himmel ist und wie schön die Sonne hinter den Wolken herausschaut. Ich habe versucht das auf Fotos festzuhalten, aber ich weiß nicht, ob mir das so gut gelungen ist. Man muss es wahrscheinlich mal selbst gesehen haben, mir kommt es so vor, als ob sogar die Wolken am Himmel anders aussehen als in Deutschland.
Obwohl Karlstad immerhin 80 000 Einwohner hat, fühlt man sich hier an keiner Stelle wie in einer größeren Stadt, überall ist Natur. Oje, das klingt schön kitschig, es ist aber einfach so. Das Foto oben im Blog habe ich zum Beispiel nur fünf Minuten Fußweg von der Innenstadt Karlstads geschossen, man kommt quasi aus dem H&M gestiefelt, marschiert ein paar hundert Meter und kann sich dann an einen Fluss oder See legen.
Ich hoffe, ich kann euch das alles noch in der Realität zeigen, also beeilt euch mit eurem Besuch! :-)

Samstag, 25. August 2007

Wie die Schweden feiern, Part I

Gestern Abend war also meine erste große Party hier. Eigentlich waren's sogar zwei, die Nationality-Party von Björn und die Good-Bye-Party von X und Y aus meinem Flur. Letzteres eine reine Schweden-Party. Die Partys waren beide super - zum Schluss waren sie bunt gemischt - und durch etliche Fotos u.a. von Philipp dokumentiert.
An dieser Stelle aber die Unterschiede zu den Partys, wie wir sie gewohnt sind.
  • Die meisten, vor allem die Schweden, laufen mit einer blauen Tüte aus den System Bolaget rum, in der sich Unmengen an Alkohol befinden. Es ist schon lustig mit anzusehen, wenn jeder auf einer Feier so aussieht als würde er direkt vom Einkaufen kommen.
  • Schwedische Partys starten früh. Während wir in Deutschland gegen zehn oder noch später aufbrechen, begannen die Partys hier (nicht nur die gestern) in der Regel um acht bis neun Uhr.
  • Alkohol wird nur geteilt, wenn man es vom anderen explizit angeboten bekommt. Kein Schwede würde fragen: "Darf ich mal probieren?" Dafür ist er hier einfach zu teuer. Und, sehr angenehm, ich konnte mein Bier unbeschadet im Gemeinschaftskühlschrank in meiner Küche liegen lassen, wo die Party der Schweden stattfand. Ich glaube, in Deutschland hätte sich der eine oder andere daran bedient, spätestens wenn er seinen Alkohol getrunken hätte.
  • Die Schweden können trinken wie die Wikinger. :-) Wenn man einen Schweden um 21 Uhr trifft und er kann nicht mehr stehen geschweige denn verständlich reden, dann ist er noch längst nicht am Ende und will dich um 2 Uhr morgens mit einer Flasche Wodka in der Hand zum bleiben überreden.
  • Die Schweden werden unverschämt, wenn sie getrunken haben. So musste ich mir anhören, dass meine Nase hässlich sei und Stine musste sich fragen lassen, warum sie denn hier sei, wenn nicht "because you wanna fuck".
Das sind natürlich alles Verallgemeinerungen und treffen bestimmt nicht auf jeden Schweden zu! Für diesen Abend kann man das aber ohne schlechtes Gewissen so festhalten. Gerade letzteres zeichnete, bis auf einen, alle schwedischen Jungs aus, mit denen wir geredet haben. Was ich schon sehr schade finde.

Trotzdem wird man mich natürlich noch auf der einen oder anderen Party finden.

Freitag, 24. August 2007

Mummy, I committed crime!

Eines schönen Tages wollten die vier Freunde Steffi, Doreen, Nelson und Karin etwas Alkohol kaufen, damit sie eine Geburtstagsparty für Doreen veranstalten können. Also gingen sie in einen System Bolaget, denn nur dort ist es in Schweden erlaubt, hochprozentigen Alkohol zu verkaufen, es gibt dort auch nichts anderes. Sie legten Bier in ihren Einkaufskorb, Cider, Likör und vieles mehr. Dann begaben die vier sich frohen Mutes und voller Vorfreude zur Kasse. Sie legten ihre Einkäufe aufs Band und strahlten die Kassiererin an. Doch die wollte nicht so recht zurückstrahlen und sagte stattdessen: "Your ID-Cards, please." Die Freunde schauten sich etwas erstaunt an, denn nur Doreen wollte Alkohol kaufen, die anderen waren nur zur Dekoration bzw. als Tragesel dabei, aber sie griffen in ihre Taschen und zeigten ihre Ausweise. Bis auf Nelson. Nelson ist nämlich erst neunzehn. Und so begann das Drama.
Erst meinte die Kassiererin sehr ruhig zu uns, dass wir keinen Alkohol kaufen können, wenn einer von uns unter zwanzig sei. Obrigkeitshörig wie wir Deutschen und Nelson, der Niederländer, nun mal sind, wollten wir das nicht einsehen, weil ja nur Doreen Alkohol kaufen wollte, der Rest von uns nun wirklich nicht. Wir fingen also an zu diskutieren, die Kassiererin wurde etwas patziger und meinte nur "that's the law" und die Riesenschlange hinter uns, natürlich nur Schweden, wurde auch laut und fing an zu maulen. Und plötzlich, wow, standen zwei Securities hinter uns und baten uns, die Kasse zu räumen. Steffi und ich legten den Kram also wieder in den Korb und baten die Kassiererin die Sachen zu verwahren bis wir das Ganze geklärt haben. Das sagte sie uns auch freundlicher Weise zu. Also traten wir von der Kasse weg und diskutierten mit den beiden Männern weiter. Diese waren aber noch uneinsichtiger, sprachen nur noch von "You break the law", "You committed a crime" und "You can be imprisoned for this" und sämtliche unserer Vorschläge (wir gehen nochmal raus, Nelson bleibt dann vor der Tür und wir kaufen den Alkohol - no way, wir wissen jetzt, dass ihr einen unter 20 dabei habt; wir kommen in zehn Minuten wieder - nein, ihr habt für heute Hausverbot usw.) prallten an ihnen ab, so dass wir irgendwann geschlagen den Laden verließen, ohne Alkohol.

Es ist tatsächlich so, wie es uns angekündigt wurde: Die Schweden haben viele Regeln, die man nicht alle versteht, und sie halten sich -zumindest in der Öffentlichkeit- strikt daran. Es war für keinen der Angestellten anfangs auch nur denkbar, ein Auge zuzudrücken, es wäre gegen das Gesetz gewesen.

Happy End: Einer der Securities kam zurück und erlaubte mir, wieder rein zu gehen und das Bier zu kaufen. Oh Mann, die Schweden.

Links

Das ist neu...

Winter
Wie ihr an der Temperaturanzeige unten erkennen könnt:...
solstrale - 20. Dez, 10:18
Lappland, Part III
Samstag, 01. Dezember 2007 Ja, juhu,die Freude ist...
solstrale - 20. Dez, 10:12
Lappland, Part II
Freitag, 30. November 2007 Morgens in der Früh geht...
solstrale - 14. Dez, 13:36

Ich lese...


Astrid Lindgren
Ronja Rövardotter


Torbjörn Flygt, Paul Berf
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