Dienstag, 20. November 2007

Knut - oder: wie die Schweden feiern, Part II

Den folgenden Beitrag will ich schon seit einigen Wochen, wenn nicht sogar schon Monaten, loswerden. Also, auf geht's!

Wir kennen ja alle die IKEA-Werbung, in der das schwedische "Knut" beschrieben wird (übrigens benannt nach dem Feiertag 'St. Knut', immer am 13. Januar). Dieser Brauch existiert tatsächlich. Dass die Schweden diese Tradition aber nur nach Weihnachten pflegen, ist glatt gelogen:

Jede Woche, manchmal auch mehrmals, wenn die Schweden feiern, fliegen hier die Gegenstände nur so aus den Fenstern, vorher wird natürlich nicht geguckt, ob gerade jemand an der geplanten Landestelle steht. Sei es ein Fernseher, eine Mikrowelle oder einfach ein paar Stühle, was soll's. Alternativ können die Möbel auch verbrannt oder eigenhändig zertrümmert werden, der Spaß ist auf jeden Fall immer dabei!
Was daran so unverständlich ist, ist die Herkunft der Dinge: Sie sind ausnahmslos Eigentum der hier lebenden Studenten. Zum Teil werden einfach eigene Sachen zum Zerstören benutzt, teilweise werden aber auch (wichtige) Geräte aus den Gemeinschaftsküchen entwendet. So gibt es hier mehrere Flure, die sich mit neun Personen vier Stühle teilen müssen oder die weder Mikrowelle noch Fernseher besitzen.

Falls euch also die Zerstörungswut packt: Schweden ist das richtige Land für euch!

Ebenfalls unfair: Jeder Austauschstudent hat einen Brief des Vermieters bekommen, mit dem Satz: "We want to stress that this kind of behavior is not acceptable." Die Schweden selber haben einen solchen Brief nie bekommen.

Montag, 19. November 2007

Dunkel

Ich wollte nur grade durchgeben, dass es immer schneller dunkel wird. :-(

Wir haben gerade mal zehn nach vier und es ist einfach stockduster. Wo soll das nur enden??

Ein Restaurantbesuch

Ja, das muss auch mal sein.

Ich war gestern essen, mit dem deutschen Philipp, dem schwedischen Jonas und dem niederländischen Marco. Gab zwar nur Pasta und Pizza, aber dank unserer hartnäckigen Fragen konnten wir folgende (spannende) Fakten über die schwedische "Auswärts-Ess-Kultur" in Erfahrung bringen:
  • Schweden wurde in den letzten Jahren von Fastfood-Restaurants nur so überschwemmt. So hat allein Karlstad (mit etwa 80 000 Einwohnern) vier McDonalds, zwei Burger King, bald einen MAX (schwedischer Burgerladen) und diverse Vertretungen mehrerer kleinerer (schwedischer) Fastfood-Ketten. Jonas befürchtet daher, dass die Schweden ähnlich fett wie die Amerikaner werden. Und sagt, dass die Vorboten schon recht deutlich zu erkennen wären.
  • It's all about Take-Away! Schweden essen äußerst selten auswärts, meistens lassen sie sich etwas nach Hause liefern oder fahren grad bei McDonalds vorbei und nehmen sich was mit.
  • Schweden essen auf keinen Fall an einem Sonntag auswärts. Sonntag ist der Tag der Familie, da wird groß daheim gegessen. Das erklärt auch, warum fast sämtliche Restaurants in Karlstad geschlossen waren (wir haben über zehn Minuten nach 'unserem' gesucht) und die Stadt wie ausgestorben war.
  • In schwedischen Restaurants hängt immer mindestens ein Fernseher. Weil die Menschen ja meistens nur auf ihre Bestellung warten, um dann sofort wieder loszufahren. Wenn man sich aber wirklich mal hinsetzt, wie wir Ausländer das gerne mal machen, ist es äußerst nervig.
  • Es gibt kaum Restaurants mit schwedischem Essen, und wenn, dann auch nur auf dem Land. Normalerweise findet man nur asiatische und italienische Restaurant, Kepab-Läden oder halt Fastfood-Ketten.
  • Das Trinkgeld in Schweden beträgt etwa 10%.
Also, wenn ihr das nächste Mal in Schweden essen geht, wisst ihr Bescheid! :-)

Mittwoch, 14. November 2007

Wintereinbruch

Es ist endlich soweit: Der Winter ist da!
Letzten Freitag mussten wir uns noch mit Schneeregen und wirklich fiesem Wetter zufrieden geben. Samstags war dann plötzlich eitel Sonnenschein und abends, es ist kaum zu glauben, schneite es. Lena ließ es sich natürlich nicht nehmen, den ersten Schneemann der Saison zu bauen.
Sonntag, Montag, Dienstag und Mittwoch das gleiche Spiel: Sonne, Schnee, Sonne, Schnee. Und das bei gemütlichen Temperaturen knapp unter Null.
Alle rennen nur noch mit Mütze, Schal und Handschuhen rum, und während wir Exchangees von bitterkalt und eisig sprechen, lassen sich die Schweden zu einem trockenen: "Det är kyligt. - Es ist kühl." hinreißen. Kalt ist es nämlich erst ab -10/-15° Celsius. Damit wird hier allgemein in den nächsten zwei Wochen gerechnet. Ebenso mit dem 'großen Schnee', die paar Zentimeter zählen nämlich nicht.

Ein weiteres untrügliches Zeichen: Es wird immer früher dunkel. Hier in Karlstad interessanterweise zu einer ähnlichen Uhrzeit wie in Mainz und Briedel, bis zu einer halben Stunde früher (ca. 16.45 Uhr ist es stockduster). Im schönen Stockholm ist es aber tatsächlich schon um 16.00 Uhr dunkel, was so ein paar hundert Kilometer Ost-West ausmachen können, war mir vorher nicht klar.

Also, wenn Deutschland dieses Jahr keinen ordentlichen Winter zu bieten hat: Ab nach Schweden!! Ich friere jetzt schon ganz fürchterlich und es ist mir ein Rätsel wie ich meinen Lappland-Ausflug ohne einen Zeh weniger überleben soll.

Samstag, 3. November 2007

Sonntagskinder...

...können nicht nur das Gras wachsen hören.

Ich hab den Frost gehört!

Gestern bin ich gegen sechs Uhr kurz draußen gewesen und alles hat geknistert, alles. Und nach langem Rätseln haben wir festgestellt, dass das der Frost war.

Wie toll!

Freitag, 2. November 2007

GÖTEBORG

Ja, tatsächlich, da war ich auch schon. :-)

Göteborg ist ebenfalls eine schöne Stadt, kleiner als Stockholm und sie hat auch nicht ganz so viel zu bieten, aber, eine schöne Stadt.
Ich bin, zusammen mit Irene, am frühen Samstagmorgen nach Göteborg gestartet. Nur einen Tag davor ist Chris abgereist und ich war schon recht froh, eine so gute Ablenkung wie eine Städtereise gefunden zu haben. Außerdem eine Premiere: Meine erste Autofahrt in Schweden, zwar mit einem alten deutschen Opel, aber immerhin.
Nach einer sehr angenehmen Fahrt an der gesamten Ostküste des Vänern entlang, haben wir uns in Göteborg erstmal einen Stellplatz für's Auto gesucht, am besten kostenlos in einem netten Wohngebiet. Nach einigem Suchen haben wir dann einen Platz unter einem Baum gefudnen, umgeben von typischen schwedischen Mittelklassehäusern. Von dort sind wir dann losgezogen:

1. Station: Touristbüro. Sehr nett. Haben uns dort die Göteborg-Card gekauft und tatsächlich auch noch eine Menge Rabattgutscheine für ein Rieseneinkaufszentrum bekommen. Herrlich. Konnten wir natürlich nicht nutzen. Aber mal sehen, vielleicht verschlägt mich das Schicksal in den nächsten Wochen nochmal nach Göteborg.
2. Station: Fahrt mit einem Sight-Seeing-Boat. Das war spannend, nicht nur eine nette Alternative zum Bus, sondern auch spannend. Die Göteborger Kanäle werden nämlich von einigen Brücken überquert, und wenn man schon bei den ersten drei die Befürchtung hatte, man stoße sich gleich den Kopf, wurde die vierte zur Mutprobe: "Bitte setzen Sie sich jetzt auf den Boden! Die folgende Brücke ist sehr niedrig und wird die 'Köpfer-Brücke' genannt." Ahja, danke. Wir haben es überlebt. Danach folgte noch eine kleine Fahrt durch den Göteborger Hafen, der wirklich beeindruckend ist, wir konnten sogar einen Blick auf eine 'schwimmende Werft' werf(t)en, haha.
3. Station: Universeum. Ein riesiges Gebäude, in dem sich ein Regenwald befindet. Mit freifliegenden Vögeln, Affen, die herumspringen und tropischen Klima. Wow. Im Universeum befindet sich außerdem noch das beeindruckenste Aquarium in dem ich je war. Man konnte, dank eines Tunnels, das Aquarium durchqueren, es gab große Haie und sogar eine Mamahai mit Babyhai. Es war wirklich beeindruckend. Wenn man in Göteborg ist, sollte man das auf jeden Fall mitnehmen.
4. Station: Kino. Ich habe in einem schwedischen Kino einen schwedischen Film gesehen. Nachdem wir beim Kartenkauf auf Schwedisch grandios gescheitert sind, wollte uns der Kassierer mit einem freundlichen "You know, the movie is in Swedish!" die Karten schon wieder aus der Hand reißen. Letztendlich haben wir es doch in den Film geschafft 'Du Levande', schwedischer Oscar-Beitrag, basierend auf einem Zitat von Goethe: Freue dich also, Lebendger, der lieberwärmeten Stätte, Ehe den fliehenden Fuß schauerlich Lethe dir netzt. Unser Glück: Es war ein s.g. Kulturfilm ,ein intelligenter Film, kein Mainstream. Es wurde als recht wenig gesprochen und die Sätze waren meistens kurz und einfach. Und nach dem zehnten Mal "Ingen förstår mig.", hatte sogar ich es kapiert: "Keiner versteht mich."

- Nacht -

5. Station: Bootsfahrt in die Göteborger Schären. Nachdem ich ja so restlos begeistert vom Stockholmer Skärgården war, konnte Göteborg fast nur noch verlieren. Tatsächlich unterscheiden sich die Schären grundsätzlich voneinander. Während es unzählige kleine Stockholmer Schären gibt, die alle sehr dünn bis gar nicht besiedelt sind, sind die Inseln vor Göteborg wesentlich größer und alle besiedelt. Daher ist der Fährbetrieb auch sehr regelmäßig und preiswert. Was uns nicht davon abgehalten hat, die letzte Fähre vor der Mittagspause zu verpassen und zwei Stunden auf einer dieser Inseln festzusitzen, an einem Sonntag. Die einzige Möglichkeit der Beschäftigung bestand aus einem Kirchgang. Mit einer ostdeutschen Atheistin nicht gut zu machen. ;-) Zweiter Unterschied: Die Inseln in Stockholm sind alle bewachsen und einladend. In Göteborg hingegen ist kaum eine Insel mit Vegetation höher als zwei Meter gesegnet. Man befindet sich in einer schroffen Felsenlandschaft, nicht in der grünen Seele einer Großstadt.
6. Station: Kunstmuseum. Naja, nicht so meins. Die 'Alte Pinakothek' in München hat mir damals sämtliches Interesse an der Kunst geraubt.

Insgesamt kann ich nur nochmal meine ersten Sätze wiederholen: Göteborg ist einen Besuch wert. Wenn ich mich aber entscheiden müsste, wäre Stockholm eindeutig meine erste Wahl.

Die Rückfahrt war übrigens klasse: Mit dem Hörbuch 'Ein Mann und ein Fjord' von Hape Kerkeling und der Sonne im Rücken (toller toller Sonnenuntergang) lässt sich die längste Autofahrt ertragen...

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Das ist neu...

Winter
Wie ihr an der Temperaturanzeige unten erkennen könnt:...
solstrale - 20. Dez, 10:18
Lappland, Part III
Samstag, 01. Dezember 2007 Ja, juhu,die Freude ist...
solstrale - 20. Dez, 10:12
Lappland, Part II
Freitag, 30. November 2007 Morgens in der Früh geht...
solstrale - 14. Dez, 13:36

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